Global Hack | Marc Goodman

Hacker, die Banken ausspähen. Cyber-Terroristen, die Atomkraftwerke kapern. Geheimdienste, die unsere Handys knacken.

"Mir egal, ich habe nichts zu verbergen.", ist eine weitverbreitete Ansicht, wenn es um die eigene Privatsphäre geht. Viel vernünftiger wäre jedoch: „Meine Privatsphäre geht niemanden etwas an!“

Wir öffnen unsere Wohnungstür ja auch nicht sperrangelweit, bitten fremde Leute herein und lassen sie unsere Dokumente durchblättern, unsere Bilder abfotografieren und aus dem Inhalt unseres Kleiderkastens und Kühlschrankes Rückschlüsse über unsere Vorlieben ziehen. Doch auf der anderen Seite unserer Bildschirme ist uns dies egal, bereitwillig spielen wir mit.

Niemand muss uns einen Chip implantieren, um uns zu überwachen, zu beobachten, auszuspionieren und unser Leben zu analysieren. Wir tragen ihn ohnehin schon ständig mit uns herum: das Handy. Vervollständigt wird die Datensammlung durch privat und beruflich genutzte Computer- und Netzwerke, Social Media, denen wir unser Leben bereitwillig offenbaren, smarte Fernseher, die unser Wohnzimmer zur täglichen Realityshow für Hacker machen können, GPS-Dienste, die unseren Standort ins All posaunen und noch vieles mehr. Die Liste ist lange.

Und so wie es überall viele positive Aspekte gibt, die uns das Leben erleichtern können, gibt es zu all dem eine Schattenseite.

Wie können sich Internetdienste wie Google, Facebook, Yahoo, Hersteller von Gratisspielen und kostenlosen Apps, etc. es sich leisten so großzügig kostenlosen Webspace, gratis Emailkonten, Unterhaltung und andere Features anzubieten? Unsere Daten sind das große Geschäft!

„Nach einem von 38 Generalstaatsanwälten angestrengtem Verfahren im Jahre 2013 räumte Google ein, dass seine bizarr wirkenden Autos, mit 360° Kameras ausgestatteten Street-View-Autos nicht nur Fotos für das Produkt Street View machten, sondern im Vorbeifahren Computerdaten aus Wohnungen und Büros plünderten, darunter Passwörter, E-Mails, Fotos, Chat-Nachrichten und andere persönliche Informationen argloser Computernutzer.“, schreibt Marc Goodman.

(Quelle: David Streitfeld, "Google Admits Street View Project Violated Privacy", in: New York Times vom 12. März 2013; David Krautes, "An Intentional Mistake: The Anatomy of Google´s Wi-Fi Sniffing Debacle", in: Wired vom 2. Mai 2012.)

Firmen sind durchgängig vernetzt, intern und nach aussen. Schnelle Kommunikation und rascher Datenaustausch sind das A und O unseres Berufslebens. Und die Konkurrenz liest mit. Jahre-, teilweise jahrzehntelange Forschungs- und Entwicklungsarbeit wird von anderen Ländern oder Firmen gestohlen. Netzwerke werden ungesehen infiltriert, um im gewünschten Moment die Stromversorgung zu unterbrechen oder die Atomanlage zu sabotieren.

Krankenakten sind nicht mehr Privatsache, über welche wir die Kontrolle haben, sondern Gut des „Neo-Orwellschen“ Zeitalters.

Terroristen verwenden Social Media Dienste bei Anschlägen als Kommunikationsmittel, Livestream und Informationsquelle.

Und wir alle füttern das System, kommentarlos, ahnungslos, aber mit voller Begeisterung! Doch das müsste nicht sein. Es gibt einfache Möglichkeiten nicht nur die Ware zu sein. Bewusster Umgang mit moderner Technologie, Verschlüsselung unserer Daten, Vorsicht gegenüber dem Informationsangebot, aktiv Entscheiden anstatt passiv überrollt zu werden. Es liegt an uns. Marc Goldmanns Buch „Global Hack“ ist ein guter Einstieg in diese Thematik.


Fazit:

Am Ende möchte ich Marc Goodman zitieren, der es auf Seite 218 sehr treffend sagt:

„Am Ende lässt sich das ganze Computer-Hacking, die Code-Manipulationen und Bildschirmtäuschungen auf eine einzige, fundamentale Frage des Vertrauens reduzieren. Vertrauen bildet den Kern sämtlicher Diskussionen um digitale Sicherheit, doch momentan gibt es auf unserer Welt keine wirklich vertrauenswürdigen Computer. Sicherheit, Privatsphäre und Zuverlässigkeit der Technik lassen sich allzugleich stören, sabotieren und untergraben. Tatsache ist, dass wir keine Ahnung haben, was in unseren Systemen vor sich geht, jenen Systemen, denen wir privat und beruflich tagtäglich nutzen und ohne die nichts mehr funktionieren würde. Wir können weiterhin auf Gott vertrauen, doch unser Vertrauen in Bildschirme zu legen, ist ein gefährlicher Irrglaube, den wir eines Tages noch sehr bedauern werden.“

 

Klappentext:

Das Internet als Ort friedlicher Begegnung? Das war einmal. Längst haben global agierende Cyberkriminelle das Netz unterwandert. Sie planen Entführungen, plündern Konten und kapern Atomkraftwerke. Marc Goodman arbeitet für das FBI und ist einer der profiliertesten Experten zu Fragen der Internetsicherheit. In seinem Buch beweist er: Wir haben es immer öfter mit bestens ausgebildeten "Elite-Kriminellen" zu tun, die neben Terrororganisationen, Geheimdiensten und ausländischen Regierungen mitmischen beim globalen Daten-Monopoly. Sie bereichern sich auf Kosten anderer oder nutzen das Web, um Anschläge zu begehen. Das Internet wendet sich gegen uns. Es wird Zeit, dass wir aufwachen.


Über den Autor:

Marc Goodman ist ein internationaler Experte zu Sicherheitsfragen. Er arbeitet als "Futurist in Residence" für den FBI, ist Gründer des "Future Crimes Institute" und berät Interpol zu Fragen der Internetkriminalität. Vorher hat Marc Goodman als Polizeibeamter, Undercover-Ermittler und in der Terrorismusbekämpfung gearbeitet. Er hat einen Abschluss als Master of Public Administration in Harvard und als Master of Science an der London School of Economics. Er spricht Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch und Deutsch.

 

Über das Buch:

Global Hack
Von Marc Goodman
600 Seiten
Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
gebunden
ISBN : 978-3-446-44463-8
Erscheint am: 28.09.2015

Markus Gollner