Fleet Foxes | 08.11. | Gasometer

Vor halbvollem Haus präsentierte die Band aus Seattle ihr neuestes Werk "Crack Up" im Wiener Gasometer und machte die nicht unbedingt optimalen Umstände schlussendlich vergessen.

Fleet Foxes
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9. November 2017
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Gasometer

Wien-Simmering, ein nebelig-nasser Novemberabend. Vor dem Gasometer eine lange Schlange, die einen vermeintlich großen Besucherandrang verhieß. Die Fleet Foxes hatten sich angekündigt, fast auf den Tag genau sechs Jahre nach ihrem letzten Gastspiel in Wien. In der kollektiven Erinnerung ist damaliges Konzert anlässlich des Albums "Helplessness Blues" noch präsent als hochgradig gelungener und euphorisierender Abend, aber was zu hohen Erwartungen in der Regel widerfährt, ist ja bekannt. Das Anstehen vorm Gasometer-Eingang geriet jedenfalls dank des flotten Ordner-Personals äußerst kurz und drinnen angekommen offenbarte sich das wahre Ausmaß des Besucherzuspruchs. Dieser korrelierte leider in keiner Weise mit den ersten Vermutungen: Eine bestenfalls halbvolle Halle erwartete einen, die die von Haus aus nicht unbedingt mit Charme gesegnete Location noch ein Stückchen trostloser als sonst wirken ließ. Auf lange Sicht ist positives Denken allerdings sicher gesünder als das halt schon auch Spaß machende Sudern und tatsächlich hat geringer Besucherzuspruch ja auch einige Vorteile, die sich in erhöhter Bewegungsfreiheit und schnellem Getränkenachschub äußern.

Support war keiner angesetzt an diesem Abend und so konnten die Fleet Foxes pünktlichst um halb neun beginnen und eröffneten mit den ersten drei Songs ihres aktuellen Albums "Crack Up" das Konzert. Wirklich überzuspringen vermochte der Funke mit den tendenziell deutlich sperrigeren Songs der aktuellen Platte allerdings noch nicht, zudem trudelten auch nach und nach noch verspätete Gäste ein und der Gasometer füllte sich erst langsam. Sehr hübsch anzusehen waren dafür die Visuals, welche die Bühne und die eisbergartigen Holzrahmen des Bühnenbilds in warmes, harmonisches Licht tauchten. Ein erstes performatives Highlight lieferten die bärtigen Barden dann mit dem Klassiker "Your Protector" und ab diesem Zeitpunkt nahm das Konzert tatsächlich Fahrt auf - ebenso wie die Beine des Publikums. Bunt durchmischt wurden Songs aller drei Alben dargeboten, wobei jene des aktuellen Werks gefühlsmäßig nicht nur musikalisch, sondern auch titelmäßig deutlich weniger eingängig ausfallen - tragen diese doch Namen wie "I Am All That I Need / Arroyo Seco / Thumbprint Scar" oder "Third of May / Ōdaigahara".

Den "Tiger Mountain Peasant Song" spielte Robin Pecknold als eindrucksvolles Solo und leitete so das letzte Drittel des Konzerts ein, das definitiv das Beste war und wahrhaft Spaß machte. "Mykonos" oder der "Helpnessless Blues" kamen da etwa zum Einsatz und schufen jene hymnische Erhabenheit im weiten Rund des Gasometer, die man von der Band gewohnt ist. Sehr gut gefalle es ihnen in Wien, sagte Sänger Pecknold dann einmal ("Great city! Keep up the good work!"), während er wenig später vom bislang eindeutig besten Konzert dieser für sie merkwürdigen Tour sprach. Weshalb diese bislang komisch verlaufen war, führte er zwar nicht näher aus, allerdings bleibt den Fleet Foxes trotz des wirklich netten Abends doch von Herzen zu wünschen, dass auf den Auftritt in Wien doch noch bessere folgen werden.

Elisabeth Voglsam

Finger weg von meiner Paranoia, die war mir immer lieb und teuer.
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