Finding common ground

Am 10.10.2017 trieben Our Last Night, Blessthefall und New Volume ihren Fans im Flex ordentlich den Schweiß aus den Poren. Die angekündigte "ordentliche Portion Metalcore und Post-Harcore" bescherte allerdings nicht der Hauptact.

Our Last Night | Blessthefall | New Volume
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10. Oktober 2017
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Flex

Eigentlich hätten The Colour Morale diesen Abend eröffnen sollen, doch aufgrund einer dringenden Familienangelegenheit, mussten diese -bis auf Drummer Steve Carey, der für Blessthefalls Matt Traynor einsprang, der kürzlich Vater wurde- absagen. Ein Ersatz war schnell gefunden und so starteten New Volume -drei in London lebende Südafrikaner- in den Abend. Musikalisch tanzten Tyron Layley (Lead vocals, Guitar), Ryan Morris (Lead guitar, Vocals) und Adam Jenkins (Drums) ein wenig aus der Reihe, denn der Anteil an Post-Hardcore Melodien war bei ihnen gleich Null. Die drei Herren setzten auf tanzbaren und  düster angehauchten 80's Alternative Rock, was die Menge mit geteilter Meinung aufnahm. Zwar klatschte diese nach Aufforderung der Band brav bei Songs wie "Animal" mit und einige Besucher wippten sogar verhalten, trotzdem sprang der Funke nicht ganz über. Da konnte sich Gitarrist/Sänger Ryan Morris an noch so vielen Rockstar-Posen bedienen. Das Rutschen auf den Knien und die passende Lederjacke halfen nicht darüber hinweg, dass sich gerade mal die Singleauskoppelung "One Touch" von den anderen Songs merklich abhob und hauptsächlich den markanten Synths und der der Stimme von Tyron Layley zu verdanken war. Zum Abschluss der netten, aber eher unscheinbaren Performance gab es noch "Lovers And Liars", bevor Blessthefall pünktlich um 20:15 mit ihrem Auftritt loslegten.

Routiniers

Hier bot sich dem Zuschauer ein gänzlich anderes Bild, denn von der ersten Sekunde in der Beau Bokan, Eric Lambert, Elliott Gruenberg, Jared Warth und Steve Carey betraten, war die Energie im Raum spürbar. Das Quintett aus Scottsdale (Arizona, USA) passte mit ihrem Mix aus Metalcore/Post-Hardcore eine Spur besser zum Line Up und man merkte ihnen ihre Erfahrung an. Sänger Beau Boken lief unermüdlich auf der Bühne auf und ab und sprang fleißig mit der Menge mit. Auch seine Bandkollegen ließen es sich nicht nehmen es ihm gleich zu tun. Elliott (Gitarre, vocals), Jared (Bass, vocals) und Eric (Gitarre, vocals) wechselten die Seiten, die Haare von Beau und Elliot flogen beim Headbangen und Steve schlug kraftvoll auf seine Drums ein. Wesentlich komplexere Gitarrenparts und der Wechsel zwischen Screaming und Gesang gingen punktgenau ineinander über. Songs "What's Left Of Me", "Hollow Bodies" und "See You On The Outside" brachten die Zuseher ordentlich zum Schwitzen. Die nett gemeinten Versuche Bokans die Menge immer wieder mit einer Wasserflasche abzuspritzen, zeigten wenig Wirkung. Der Frontman musste nicht lange ums Mitsingen und Klatschen bitten, es gab den ersten Circlepit des Abends und ein paar kleinere Moshpits bildeten sich ebenfalls. "40 Days" widmete Beau seiner Frau (Valerie Anne Poxleitner-Bokan alias Lights). Darauf folgte gleich "Dead Air" vom fünften und aktuellsten Blessthefall-Album To Those Left Behind. Bei "Hey Baby, Here Is The Song You Wanted" forderten die Amerikaner von der Crowd einen kleinen Singalong, die dem nur zu gerne Folge leisteten. "You Wear A Crown But You're No King" von der 2013 erschienen CD Hollow Bodies bildete einen gelungenes Ende ihres Sets.

Zwischen Moshpits und Geschunkel

Dann stand der Hauptact Our Last Night auf den Plan und bevor das Quartett auf die Bühne kam, merkte man den Konzertbesuchern die Vorfreude richtig an. Die einen teilten auf ihren Social Media Kanälen Fotos vom Meet and Greet mit der Band, das sie am frühen Abend besuchten, während andere sich zu den Tracks  vergnügten, die während dem Umbau liefen. Trevor Wentworth (vocals), Matt Wentworth (Gesang und Gitarre), Alex Woodrow (Bass) und Tim Molley (Schlagzeug) begrüßten sie anschließend mit einem Meer aus Mobiltelefonen und unter tosendem Jubel. Die Gruppe fing mit "Broken Lives" von ihrer EP Selective Hearing ihren Gig an und wer noch nicht vom vorigen Programmpunkt nass war, der wurde es spätestens jetzt. Die Stimmung im gut gefüllten Flex kochte förmlich und die Band hätte eigentlich nicht mehr mit dem Publikum arbeiten müssen. Das ließen sich diese natürlich trotzdem nicht nehmen und präsentierten ihren Fans Stücke wie "Fate", "Ivory Tower" und "Tongue Tied". Mit Ed Sheeran's "Shape Of You" und Taylor Swift's "Look What You Made Me Do" standen auch zwei ihrer berühmten Cover-Versionen auf der Setliste. Die Menge grölte jedes Wort textsicher mit und zwischendurch fragte man sich schon, ob man sich gerade auf den Konzert einer wilderen tätowierten Boyband befindet. Vor allem der Großteil der weiblichen OLN-Fans hielt alle Bandmitglieder, mit Ausnahme des optisch eher unauffälligen Schlagzeugers Tim, so oft wie möglich und aus sämtlichen Winkeln fest. Dessen präzise Leistung an den Drums sei an dieser Stelle extra erwähnt, denn seine Parts trugen dazu bei, dass sich der Boyband-Gedanke dann doch schmälerte. Auch das Zusammenspiel mit Frontman Trevor, der ebenfalls bei einigen Songs zu den Sticks griff, funktionierte einwandfrei. Die vier Herren vollführten mit ihrem Post-Hardcore - gespickt mit poppigen Elementen, catchy Lyrics und Synths- immer wieder eine charmante Gratwanderung zwischen Post-Hardcore Party und rockigem Boyband-Konzert. "Falling Away" und "Reality Without You" boten Matt und Trevor in einer Acoustic Version dar. Bei letzterem Song setzten gegen Schluss die übrigen Bandmitglieder wieder mit ein und "White Tiger" und "Younger Dreams" beendeten Schunkel-Atmosphäre von davor. Nachdem besagtes Taylor Swift Cover zu Ende war, musste erst ein Hitze-Opfer versorgt werden, bevor die Musiker zu "Home" eine kleine Challenge begannen. Alex Woodrow sollte möglichst schnell auf den Händen der Besucher zur Bar getragen werden, dort einen Shot trinken und möglichst schnell wieder auf der Bühne sein. Österreich sei das bisher schnellste Land gewesen, verkündete die Band vergnügt und stimmte als letzten Song des Abends "Common Ground" an. Natürlich hatten die Fans noch nicht genug von der Formation aus New Hampshire (USA) und Our Last Night legten mit "Sunrise" als Zugabe nach und sorgten für glückliche Gesichter im Flex.

Thomas Löger

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