The Big Sick: Indie Romanze ohne Protagonistin

Kumail Nanjiani spielt Kumail Nanjiani in einer berührenden Geschichte von einem Leben zwischen den Kulturen, Selbstfindung und dem späten Erwachsenwerden.

Kumail ist ein in Chicago lebender anstrebender Stand-Up Comedian pakistanischer Abstammung. Unter der Woche bewegt er sich in der Comedy Szene und verdient sein Geld als Uberfahrer, besucht aber jedes Wochenende seine Eltern, damit sie ihm jedes Mal eine potenzielle Braut für seine zukünftige arrangierte Ehe vorstellen können. Er spielt zwar mit, ist sich aber unschlüssig ob er tatsächlich fähig ist eine arrangierte Ehe eingehen zu können. Deshalb sammeln sich Fotos potenzieller Ehefrauen in einer Zigarrenschachtel. Dann aber trifft er bei einem seiner Auftritte Emily – eine nicht muslimische, nicht pakistanische, weiße Frau. Nach einer gemeinsamen Nacht einigen sich beide darauf, dass sie zurzeit nicht beziehungsfähig sind, bewältigen es allerdings nicht einen Schlussstrich zu ziehen. So geht ihre Beziehung dahin und alles läuft perfekt, quasi wie im Film – bis Emily eines Tages die Zigarrenschachtel voller Frauenfotos findet. Kumail muss zugeben, dass er mit ihr aufgrund seiner Familie und deren Erwartungen keine Zukunft mit ihr sieht und Emily beendet die Beziehung. Einige Zeit später bekommt Kumail einen Anruf und erfährt, dass Emily im Krankenhaus liegt. Er fährt sofort hin und trifft dort auf ihre Eltern, die von seiner und Emilys Beziehung und deren Ende wissen und ihn deswegen wegschicken wollen. Er bleibt aber hartnäckig und so entwickelt sich eine Beziehung zwischen Kumail und Emilys Eltern die bei ihm einen Prozess der Selbstfindung und Reife auslöst.

The Big Sick meistert es, zu berühren ohne kitschig zu werden und eine romantische Komödie zu sein ohne die klassischen Klischees. Basierend auf Kumail Nanjiani und Emily Gordons tatsächlicher Liebesgeschichte schafft der Film es durch facettenreiche und charmante Haupt- und Nebencharaktere, diese höchst persönliche Story auf der großen Leinwand wirksam zu machen. Allein durch ihre durch ein Koma bedingte Abwesenheit wird es für das Publikum schwierig Emily näher kennenzulernen. Schlussendlich wirkt sie wie eine fragmentarische Figur, zusammengesetzt aus kurzen Momenten in ihrer Beziehung und aus Erzählungen ihrer Eltern. Dadurch bedingt wird die eigentliche Protagonistin zu einer Nebenerscheinung des Wachstumsprozesses der Hauptfigur.

Unterstützung bekommt der großartige Kumail Nanjiani durch Comedy Kollegen Bo Burnham und Aidy Bryant, sowie durch alte Kaliber wie Ray Romano und Holly Hunter als Emilys Eltern. Eine definitive Empfehlung um sich an den kalten Wintertagen innerlich zu erwärmen!

 

Foto: Studiocanal

Kathrin Suppanz