Alles. Jetzt. Live. - Arcade Fire in Wien

Die kanadischen Artrocker Arcade Fire mussten bei ihrem Konzert in der Wiener Stadthalle erst gegen die Montagsmüdigkeit und das gewohnt gemütliche Wiener Publikum ankämpfen, wurden aber innerhalb weniger Songs ihrem Ruf als einer der besten Livebands der Welt mehr als nur gerecht

Von Anfang an lieferte die Band - sich selbst "Fürsten des Indie" und "Könige des Pop" nennend - eine Kampfansage, als sie mit Ansage und Kamerateam im Boxkampf-Stil durch das Publikum zur Bühne gingen um dann mit der titelgebenden Single ihres letzten Albums "Everything Now" die Stadthalle zum Tanzen zu animieren. Was dann folgte war ein durchmischtes Set aus Hits und Fanlieblingen aus ihrem gesamten Backkatalog. In diesen zwei Stunden wechselten die Bandmitglieder zwischen Songs ihre Instrumente, changierten den Sound zwischen Synthie Pop, treibendem Indie-Rock und melancholischen Folk-Sounds. So kamen alte und neue Fans - auch die Puristen, die die letzten zwei Alben eher kritisch sahen - alle auf ihre Kosten.

So souverän wie die neunköpfige Truppe musikalisch war, so souverän war auch der Frontmann Win Butler in seinem Publikumsumgang - mit seinen fast zwei Metern Größe turmte er am Rand der Bühne und befahl dem Publikum, fast schon wie ein genervter Coach, aufzuwachen. Erst nach "No Cars Go", der dritten Nummer im Set, schien er zufrieden zu sein. Ab da war nicht nur das Publikum aufgewärmt, sondern es erwärmte sich auch die Band, sowie die kollektiven Herzen der Fans. Das Konzerterlebnis wurde noch erweitert durch eine ausgeklügelte Lichtshow, bestehend aus zwei Discokugeln, eine davon auf einem Podest in der Menge, sowie zwei Türme jeweils am vorderen Rand der Bühne die konzentrierte Lichtbalken vor die Bühne warfen um so eine Art Boxring zu simulieren. Während "Afterlife" und "Reflektor" nutzten Win Butler und Régine Chassagne die zweite Bühne um ihre jeweiligen Parts zur Bühne zu singen und so wieder Nähe zur Menge zu suchen. Trotz ihrer musikalischen Evolution wissen die Damen und Herren aus Montreal auf welches Material sie sich verlassen können und schließen erst ihr reguläres Set mit der "Funeral"-Single "Rebellion (Lies)" und danach die Zugabe mit dem ewigen Fan-Favoriten "Wake Up" ab. Schließlich verließ die Truppe mit einem lauten Chor aus beglückten Fans, die das "Woah-oh" von "Wake Up" ein letztes Mal unermüdlich sangen, die Bühne.  Zwischen visuellem und auditivem Glück ergab sich eine fast magisch-sentimentale Stimmung, wie sie nur Arcade Fire schaffen kann.

 

 

 

Kathrin Suppanz